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Historischer Moment: VÖEST-Brücke hat nun zwei Bypässe

19.10.2020, Lesezeit 6 Minuten
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Lenker, die nach Linz wollen oder von Linz kommen, wurden von jenen getrennt, die „nur“ durchfahren. Seit August sind die Brücken unter Verkehr.

Freitag, der 28. August 2020, bleibt für Linz zweifellos ein historisches Datum. An diesem Tag wurde der zweite, östliche Bypass der A7-VÖEST-Brücke für den Verkehr freigegeben. Kurz nach 10 Uhr durchschnitt die politische Prominenz – angeführt von Landeshauptmann Thomas Stelzer und Bürgermeister Klaus Luger – gemeinsam mit den führenden Vertretern von ASFINAG und dem Verkehrsministerium das rot-weiß-rote Band beim Bypass auf der Ostseite der A7-VÖEST-Brücke. Die Bypassbrücke West war bereits seit Anfang Juni provisorisch in Betrieb.

Die alte Hauptbrücke steht nun dem Durchzugsverkehr in Richtung Mühlviertel bzw. Westautobahn (A 1) zur Verfügung. All jene Lenker, die im Bereich der Donau auf- oder abfahren, werden neuerdings über die Bypassbrücken geführt, was den Stau deutlich reduziert. Schon der provisorische Betrieb des Bypasses auf der Westseite machte deutlich, dass der Stau nun tatsächlich geringer ist. Seit dessen Eröffnung gab es für Lenker, die auf der A 7 aus dem Norden nach Linz kommen, deutlich weniger Wartezeiten aufgrund von Überlastungen.

„Die Gesamtverkehrsfreigabe der Bypassbrücken ist für Autofahrerinnen und Autofahrer wie auch für Radfahrende und Fußgänger ein wichtiger Meilenstein“, betonte Landeshauptmann Stelzer. „Die ersten neuen Brücken in Linz seit 41 Jahren bringen eine bedeutende Entlastung für den Großraum und werden den Stau wesentlich minimieren“, erklärte Landesrat Günther Steinkellner. Und ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagl ergänzte: „Mit dieser Erweiterung der VÖEST-Brücke findet eines der wichtigsten Autobahnprojekte in Österreich seinen Abschluss.“

Entsprechend stolz zeigte sich SWIETELSKY-Vorstandsvorsitzender Karl Weidlinger: „Unsere Kollegen haben hier einen sehr herausfordernden Job bei jedem Wind und Wetter gemacht. Großartige technische Leistungen wurden erbracht. Mit unserer Arbeit schaffen wir einen bleibenden Mehrwert für die Stadt, die ansässigen Unternehmen und zigtausend Arbeitskräfte.“ Besonders freute sich Weidlinger, dass diese Leistung in der Heimatstadt der Swietelsky AG erbracht wurde. Verantwortlich dafür zeichnet das Team der SWIETELSKY-Filiale Ingenieurtiefbau rund um deren Chef Herbert Weier. In vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber ASFINAG wurden die schwierigsten logistischen und bautechnischen Herausforderungen bewältigt, wie dessen Vorstand Hartwig Hufnagl im Interview bestätigt. Die Gesamtinvestition in die Brücken mit ihren Anbindungen beläuft sich auf rund 200 Millionen Euro. In den Jahren 2022 und 2023 soll nun die Sanierung der 1972 errichteten Hauptbrücke in Angriff genommen werden. Der Fahrbahnbelag und die Brückenlager sollen dabei erneuert werden. Während dieser Bauarbeiten müssen dann die neuen Bypässe die Hauptlast des Verkehrs tragen.

 

INTERVIEW:

Vorstand Mag. Hartwig Hufnagl, ASFINAG

Herr Vorstandsdirektor, warum brauchte Linz eine leistungsfähigere VÖESTBrücke?

Jeden Tag überqueren etwa 100 000 Fahrzeuge die Donau über das rund vierzig Jahre alte Bauwerk. Damit ist die VÖEST-Brücke einer der meistbefahrenen Straßenabschnitte in ganz Österreich und Teile davon erreichen in absehbarer Zeit das Ende der technischen Lebensdauer. Für viele, die aus den nördlichen Bezirken einpendeln, waren die Staus vor der VÖEST-Brücke der A7-Mühlkreisautobahn am Morgen täglich eine Geduldsprobe. Daher haben wir Anfang 2018 mit der Errichtung von zwei Zusatzbrücken – so genannte „Bypässe“ – links und rechts der bestehenden Hauptbrücke begonnen. Diese sorgen seit der Verkehrsfreigabe Ende August 2020 für mehr Leistungsfähigkeit, mehr Verkehrssicherheit und weniger Stau. Alle, die bei der Donau auf- oder abfahren, benutzen jetzt eine der beiden Bypassbrücken. Eine große Ursache für Stau, das Einordnen und Spurwechseln auf der Hauptbrücke, fällt damit weg.

Auf welche Weise und nach welchen Kriterien erfolgte die Auswahl des architektonischen Entwurfes?

Gerade die Erweiterung der VÖESTBrücke war ein Best-Practice-Beispiel dafür, wie man anspruchsvolle Architektur, Funktionalität und Wirtschaftlichkeit auf einen Nenner bringt. Diese Brücke wird ja oft als das „verkehrliche Herz“ von Linz bezeichnet. Jeden Tag wird sie von unzähligen Verkehrsteilnehmern bewusst oder unbewusst wahrgenommen. Als weithin sichtbare Donauquerung prägt sie auch das Stadtbild maßgeblich. Daher haben wir als ASFINAG auch eine stadtgestalterische Verantwortung, zu der wir stehen. Zur Planung der neuen Brücken und deren Integration ins Stadtbild haben wir 2013 einen internationalen Wettbewerb ausgelobt. Gesucht wurde die beste Kombination aus Architektur und Ingenieurplanung. Unter den siebzehn Einreichungen hat sich der Entwurf einer asymmetrischen Schrägseilbrücke klar durchgesetzt. Die Jury lobte die detaillierte konstruktive und gestalterische Ausführung, die den Eindruck einer „Brückenfamilie an einem Ort“ vermittelt.

Wie kann man eine solche Großbaustelle bei ständig fließendem Verkehr vorantreiben?

Mit exakter Planung der baustellenbedingten Verkehrsführungen bereits weit im Vorfeld der Bauarbeiten. Die intensive Abstimmung mit Behörden und Einsatzorganisationen ist ebenso unabdingbar wie die zeitgerechte Kommunikation auf allen Kanälen zu Sperren, Umleitungen und Engstellen. Voraussetzung für das alles ist ein erfahrenes und motiviertes Team aus ASFINAG-Projektbeteiligten, ausführenden Unternehmen und einer guten Bauaufsicht. Das ist das Erfolgsrezept dafür, dass die Arbeiten unter vollem Verkehr so reibungslos abgelaufen sind.

Was waren die herausforderndsten Momente für Sie und Ihr Team und wie haben Sie den durch COVID verursachten Baustopp erlebt?

Aus technischer Sicht war das präzise Einschwimmen der bis zu 1500 Tonnen schweren Brückenelemente ein wesentlicher Meilenstein. Die Herausforderung des Ruhendstellens der Baustelle ab Mitte März für gut drei Wochen und das kontrollierte Wiederhochfahren wurde vom Projektteam ausgezeichnet bewältigt. Daraus resultierte, dass die gesamte Verkehrsfreigabe später als vormals geplant erfolgte. Dessen ungeachtet konnten wir nach gemeinsamen Anstrengungen bereits Anfang Juni – also vor dem ursprünglichen Termin – mit der westlichen Bypassbrücke einen Teil des Projekts für den Verkehr freigeben. Corona hat uns also nur kurzfristig gestoppt – und wir haben auch viel daraus gelernt: Der kooperative Gedanke hat in dieser Ausnahmesituation eine noch nie da gewesene positive Energie zur Bewältigung der herausfordernden Themenstellung zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern entstehen lassen. Da stand das gemeinsame Bestreben, aus der Krise rasch und mit möglichst geringem Schaden herauszukommen, im Vordergrund. Und wir haben bewiesen, dass die ASFINAG den verlässlichen und partnerschaftlichen Weg auch in der Krise nicht verlässt.

Wie ist Ihr Eindruck von der Zusammenarbeit aller am Projekt Beteiligten und der Lösungskompetenz der ausführenden Baufirmen?

Das gesamte Team vor Ort hat beim Ausbau der VÖEST-Brücke ein Höchstmaß an Know-how, Lösungskompetenz und Kooperationsbereitschaft an den Tag gelegt. Als Vorstand habe ich bei diesem Projekt nur positive Termine wahrgenommen – ein gutes Zeichen dafür, dass auch schwierige Themen auf der Baustelle gelöst werden können.

Welche Bedeutung hat das Projekt im gesamtösterreichischen Kontext der ASFINAG-Investitionen?

Mit einer ASFINAG-Gesamtinvestition von rund 200 Millionen Euro in die technisch enorm komplexe Errichtung der Bypassbrücken sowie den Umbau der Anschlussstellen Urfahr und Hafenstraße war es ein echtes Leuchtturmprojekt. Es profitieren die Menschen, die diese wichtige Donauquerung benutzen. Mehr Kapazitäten und somit bessere Mobilität auf der A 7 bedeuten aber auch einen wachstumsfördernden Impuls für den starken und dynamischen Wirtschaftsstandort. Die Linzer Bypassbrücken sind damit eines der österreichweit wichtigsten Infrastrukturvorhaben der jüngeren Vergangenheit.

ZAHLENSPIELE

7800 Tonnen Stahl wurden für die neuen Brücken verbaut. Im Vergleich dazu: Der Eiffelturm in Paris besteht aus 7300 Tonnen Stahl.

Die neue Ausfahrt zur Hafenstraße, von Freistadt kommend, führt in dritter Stockwerkslage über die bestehende Brücke auf die neue Bypassbrücke.

Die Hafenstraßenbrücke auf der Linzer Seite steht auf insgesamt 60 Pfeilern. Auf jedem einzelnen Pfeiler musste das Lager, auf dem die Brücke liegt, getauscht werden. Unter laufendem Verkehr wurde die Brücke um wenige Millimeter angehoben, das alte Lager entfernt und ein neues Lager eingebaut.

Jeder Brückenpfeiler in der Donau steht auf 25 Pfählen, die 14 Meter in den Boden unter der Donau ragen.

720 Pfähle aus Beton und Eisen, mit teilweise mehr als 30 Metern Länge, wurden in den Boden eingebracht, um das enorme Gewicht der Bauteile in den Boden abzutragen.

Neun verschiedene Verkehrsführungen wurden bis zum Ende der Bauarbeiten 2020 eingerichtet. Eine Herausforderung für Autofahrerinnen und Autofahrer, aber auch für die ASFINAG und die Baufirmen.

8100 Einzelpositionen auf 4100 Seiten mit 1300 Planbeilagen umfasst das so genannte „Leistungsverzeichnis“ der Arbeiten. Das war auch die Grundlage für die Preisangebote der Bieter und des Bauvertrags.

 Mag. Clemens Kukacka

Redaktion

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 DI  Paul  Weiss

Reportage

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