Swietelsky AG
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Einschreiten mit Maß und Ziel

22.06.2021, Lesezeit 3 Minuten
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Im oberösterreichischen Sattledt wurde um rund zwölf Millionen Euro ein neues Polizei-Einsatztrainingszentrum errichtet. Dabei vertrauten das Innenministerium und die Bundesimmobiliengesellschaft auf die Baukompetenz von SWIETELSKY.

Ein klassisches Szenario für den Ernstfall: Zwei Unbekannte halten sich längere Zeit in einem Supermarkt auf und beobachten sorgfältig das Büro. Der Filialleiterin kommt das Verhalten der Männer verdächtig vor. Sie beobachtet sie beim Verlassen des Ladens und sieht, wie sie zu ihrem Auto gehen, einem Opel Omega mit Wiener Kennzeichen. Daraufhin informiert die Frau die Polizei. Gegen 1.30 Uhr in der Nacht empfängt eine private Notrufzentrale einen Alarm dieses Supermarkts. Der Mitarbeiter der Notrufzentrale verständigt die Polizei. Der diensthabende Beamte von der Polizeiinspektion erinnert sich an den Anruf der Filialleiterin und gibt sofort eine Fahndung nach dem Opel mit Wiener Kennzeichen hinaus. Alarmfahndung. Mehrere Streifenteams beziehen an neuralgischen Straßenkreuzungen Stellung. Bei einem Kreisverkehr missachtet der Lenker eines Opel Omega mit Wiener Kennzeichen das Anhaltezeichen eines Polizisten. Der Beamte kann sich durch einen Sprung zur Seite retten. Weitere Polizeibeamte errichten nun eine Straßensperre. Die Verdächtigen halten ihr Fahrzeug etwa fünf Meter vor dem Streifenfahrzeug an, als sie erkennen, dass eine Durchbrechung der Sperre nicht möglich ist. Ein Polizist fordert mit gezogener Pistole die vier Insassen des Opels auf, die Hände in die Höhe zu halten. Der zweite Beamte nähert sich mit gezogener Pistole der Beifahrerseite. Die Kollegen des Streifenwagens, der das Fluchtfahrzeug verfolgt hatte, sichern das Fahrzeug von hinten. Die Verdächtigen werden aufgefordert, einer nach dem anderen aus dem Fahrzeug zu steigen und sich auf den Boden zu legen. Nachdem zwei weitere Streifen eintreffen, werden den Verdächtigen Handfesseln angelegt und sie mit je einem Streifenwagen zur Polizeiinspektion gebracht. Die Festgenommenen stehen in Verdacht, außer dem Einbruch im Supermarkt drei weitere Einbrüche begangen zu haben.

Wie Einsatztraining funktioniert

Diese Schilderungen entstammen einer real geschehenen Amtshandlung, die einsatztechnisch und einsatztaktisch vorbildlich abgelaufen ist. Das schnelle Reagieren des Beamten, der sich an die Angaben der Filialleiterin erinnerte und sofort eine Alarmfahndung auslöste, sowie die einsatztaktisch richtige Kfz-Anhaltung ermöglichten es den Polizisten, die Täter innerhalb kürzester Zeit festzunehmen. Die einschreitenden Beamten hatten auf Eigensicherung geachtet und stets die Gefahr ihres Einschreitens abgeschätzt. Im Einsatztraining der Polizei werden Ernstfälle wie dieser möglichst praxisnah geübt. Dazu gehören viele Ausbildungsbereiche wie Schießen und Selbstverteidigungstraining und zahlreiche taktische Elemente. Unterrichtet wird von professionellen, flexibel ausgebildeten Allroundern mit Einsatz- wie Trainingserfahrung und Trainingskompetenz sowie pädagogischen und psychologischen Fähigkeiten. Die Polizisten werden dahingehend trainiert, dass ihre Handlungen und Reflexe bei Echteinsätzen nicht willkürlich erfolgen sollen, sondern möglichst nach einem bestimmten Schema ablaufen. Gewisse Grundtechniken und Handlungsabläufe müssen möglichst automatisiert werden. Die Aufmerksamkeit muss sich auf das Gegenüber und die Umgebung richten und darf nicht abgelenkt werden, etwa durch den Blick auf das Holster. Besonders wichtig ist eine gute Teamarbeit mit einer klaren Aufgabenverteilung. In realitätsnahen Rollenspielen müssen die Polizisten ihr Wissen und ihre Fähigkeiten vernetzt anwenden und situationsangepasst einerseits alle möglichen Gefahren und andererseits immer den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit beachten. Die Erfahrungen, die sie dabei sammeln, helfen ihnen im Außendienst bei der Bewältigung von schwierigen Einsatzsituationen. Im Ernstfall steht ein Beamter in einer heiklen Situation unter enormem Stress.

Neues Trainingszentrum in Sattledt

Für optimale Trainingsbedingungen errichtete die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) im Auftrag des Innenministeriums (BMI) ein neues Polizei-Einsatztrainingszentrum (ETZ) in Sattledt. Die zuvor bestehende Schießanlage am Ortsrand von Sattledt wurde abgebrochen. An deren Stelle entstand ab April 2019 ein rund 4000 Quadratmeter großer Neubau mit Innen- und Außenschießständen sowie Trainingsbereichen für verschiedene Einsatzszenarien. Die BIG als Bauherr und Liegenschaftseigentümer investierte rund zwölf Millionen Euro brutto. Ende 2020 wurden die Bauarbeiten abgeschlossen. Danach erfolgte die Inbetriebnahme und Möblierung und schließlich der Trainingsbetrieb. Das neue ETZ wurde in Stahlbetonbauweise errichtet und besteht aus drei Stockwerken. Im Erdgeschoß finden die Polizisten drei Einsatztaktikräume vor. Hier werden Einsatzszenarien mit Schusswaffengebrauch trainiert. Anstelle scharfer Munition werden Farbpatronen verwendet. Jedem Taktikraum sind ein Wartebereich, eine Sicherheitszone und ein Vorbereitungsraum zugeordnet. Eine kleine Galerie im ersten Obergeschoß ermöglicht die Evaluierung des Geschehens in den Einsatztaktikräumen aus der Vogelperspektive. Zudem gibt es drei, mit Turnsälen vergleichbare, Trainingsräume, wo Einsätze ohne Schusswaffen geübt werden. Darüber hinaus bietet der Neubau mehrere zeitgemäß ausgestattete Schulungs- und Besprechungssäle sowie Büros. Zum Infrastrukturangebot gehören außerdem Küche und Speisesaal sowie Sanitärbereiche.

Mehr Trainingsmöglichkeiten, weniger Lärm

Im Untergeschoß errichtete man drei Indoor-Schießbahnen. Von hier aus gelangen die Übungsteilnehmer direkt zum überdachten Langwaffenstand im Freien, der mit schallabsorbierenden Seitenwänden, lärmreduzierender Deckenverkleidung und teilweise überdachtem Kugelfang besonders geräuschschonend ausgeführt wurde. Die bisherige Anzahl der Schützenplätze im Freien wurde reduziert. Das bedeutet in Kombination mit den baulichen lärmabsorbierenden Maßnahmen eine spürbare Verbesserung der Schallsituation. Zudem liegt der Standort des Einsatztrainingszentrums mehrere hundert Meter von Wohnhäusern entfernt in einer Geländemulde, die als natürliche Lärmdämmung dient. Im Regelbetrieb werden täglich rund neunzig Beamte im ETZ Sattledt trainieren. Mit Trainern und Büropersonal ist das Gebäude insgesamt für rund 120 Personen ausgelegt. Architekt Wolfgang Pineker hat es geplant, baulich realisiert wurde es von der SWIETELSKY-Filiale Hoch- und Industriebau Steyr. Deren Filialleiter Markus Mitterschiffthaler freut sich über die Fertigstellung des anspruchsvollen Projektes: „Das Vertrauen der Auftraggeber für die Errichtung sicherheitsrelevanter Infrastruktur ist eine Auszeichnung für unser Team. Es freut uns, dass wir die Qualität der Ausbildungsabläufe im Gebäude durch intelligente technische Lösungen optimieren konnten.“

 Mag. Clemens Kukacka

Redaktion

Mag. Clemens Kukacka

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