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Homeoffice: Gekommen, um zu bleiben?

25.03.2022, Lesezeit 6 Minuten
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Mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie in Europa vor rund zwei Jahren begann der flächendeckende Einzug der Heimarbeit. Trendforscher und Personalchefs waren sich damals einig: Dies wäre kein temporäres Phänomen, sondern eine überfällige Entwicklung. Was sagen nun die Erfahrungswerte der vergangenen Jahre?

In einer Studie des österreichischen Karriereportals karriere.at im Dezember 2020 – also mitten in der Pandemie – gaben noch 94 Prozent der befragten Arbeitnehmer an, am liebsten im Homeoffice zu arbeiten oder zumindest die Wahl haben zu wollen. Auf Arbeitgeberseite sah man ähnliche Tendenzen: 66 Prozent der Unternehmensvertreter waren dafür, Homeoffice nach Corona zumindest zeitweise zu ermöglichen, 22 Prozent gaben an, Homeoffice definitiv beibehalten zu wollen. Kein Wunder, denn die Vorteile scheinen für sich zu sprechen: weniger Bedarf an Büroräumlichkeiten, ein größeres Recruiting-Gebiet, unter Umständen auch eine bessere Work-Life-Balance der Angestellten dank dazugewonnener Flexibilität und viele mehr. Selbstverständlich ist die zentrale Frage für Arbeitgeber die nach der Produktivität: Wo ist sie höher – im Büro oder doch zu Hause?

Ausgewogenheit als entscheidender Faktor

Eine eindeutige Antwort darauf scheint es nicht zu geben. „Die Produktivität ist von mehr Faktoren abhängig als allein von der Arbeitsumgebung“, fasst die Tageszeitung „Der Standard“ eine Studie des OECD Global Forum on Productivity im Jänner 2022 zusammen. Der Produktivität im Homeoffice seien Grenzen gesetzt, heißt es dort weiter. Zwar gebe es laut den OECD-Studienautoren einen signifikanten und positiven Zusammenhang – doch den höchsten Output hätten die Beschäftigten bei maximal ein bis zwei Tagen am eigenen Schreibtisch.

Chance für beide Seiten

Die Ergebnisse der Umfragen machen deutlich, dass sowohl Arbeitgeber als auch -nehmer von der Möglichkeit des Homeoffice profitieren können: Unternehmen, die es weiterhin anbieten, erfüllen jedenfalls einen großen Wunsch der Mitarbeiter und steigern damit ihre Attraktivität als Arbeitgeber. Gleichzeitig haben Homeoffice-Tage das Potenzial, die Produktivität weiter zu steigern, solange das Angebot den Bedürfnissen entsprechend umgesetzt wird. Mit dem scheinbar herannahenden Ende der Pandemie stellt sich nun vielen Personalabteilungen unweigerlich die Frage, wie und ob diese Chance genutzt werden kann. Wir haben bei einigen Personalleitern großer österreichischer Unternehmen nachgefragt.

Dr. Claudia Gerstl, Banner

Dr. Claudia Gerstl, Banner

Homeoffice war für den Familienbetrieb Banner vor der Pandemie nur in wenigen Einzelfällen ein Thema. Aber auch bei uns hat Corona zu einem Umdenken im Unternehmen geführt. So konnten wir in Absprache mit unseren Angestellten sehr praktikable Homeoffice-Regelungen vereinbaren. Von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wird ein guter Mix zwischen Büropräsenz und Homeoffice bevorzugt. Tagelanges Arbeiten daheim kann sich kaum jemand vorstellen. In der Produktion, wo Arbeiterinnen und Arbeiter im Schichtbetrieb tätig sind, ist Homeoffice sowieso kein Thema. Ja, Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben – wenn auch wie erwähnt im richtigen Mix.

Dr. Fred Mahringer, A1

Dr. Fred Mahringer, A1

Wir als A1 werden unserer Vision – wir digitalisieren Österreich – sowohl gegenüber unseren Kundinnen und Kunden als auch intern gegenüber unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerecht. Der Post-Covid-Digitalisierungsboost ist eine große Chance für Unternehmen und bringt viele Vorteile für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit sich. Unsere Flex-Office-Modelle mit dem Ziel der örtlichen Flexibilisierung der Arbeitsorganisation werden wir weiterhin beibehalten. Autonomie und Flexibilität sind wichtige Treiber der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterzufriedenheit und Motivation. Die Möglichkeit zum Remote Working ist heute vielleicht noch ein Differenzierungsmerkmal von Unternehmen, wird morgen jedoch ganz normal sein. Für persönliche Meetings – zur sozialen Interaktion, für kreative Prozesse und die Identifikation mit der Marke A1 – wird es weiterhin genügend Raum geben.

Mag. Sonja Haas-Hintersteininger, ASFINAG Service

Mag. Sonja Haas-Hintersteininger, ASFINAG Service

Auch vor der Pandemie wurde im Homeoffice bzw. remote gearbeitet, aber in der Mehrheit der Unternehmen weder flächendeckend noch als fix installierte Alternative zur Arbeit „on site“. Vorurteile, bezogen auf den Abfall der Produktivität, sowie auch die fehlende technische Infrastruktur, ebenso wie fehlendes Know-how im Umgang mit virtuellen Meetings usw. waren Hemmschuh für die Einführung von Homeoffice. Corona hat auf die Homeoffice-Thematik in Unternehmen gewirkt wie ein Brandbeschleuniger. Mitarbeiter wurden zu Beginn des ersten Lockdowns praktisch von jetzt auf gleich ins Homeoffice geschickt, teils trotz fehlender Infrastruktur oder arbeitsrechtlichem Regelwerk – und siehe da, alles lief weiter wie bisher. Der weit verbreitete Aberglaube, gute Performance sei direkt an das Ausmaß der Anwesenheit gekoppelt, hat sich nicht bestätigt. Homeoffice unterstützt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, reduziert erforderliche Büroflächen und erhöht die Attraktivität der Arbeitgebermarke. Mitarbeiterbefragungen zeigen, dass generell nicht der Wunsch nach einhundert Prozent Arbeit von zu Hause aus besteht. Der Austausch im Office, die Gespräche zwischen Tür und Angel und die Kreativität bei der gemeinsamen Arbeit sind unverzichtbare Elemente eines ausgewogenen Arbeitsalltags.

Mag. Helmut Andexer, SWIETELSKY

Mag. Helmut Andexer, SWIETELSKY

In der Pandemie haben wir gelernt, mit Homeoffice umzugehen. Wir sehen klar die Vorteile aber auch die Nachteile von Homeoffice. Von Mitarbeitern und Kollegen bekomme ich sehr differenziertes Feedback. Viele können gut von zu Hause aus produktiv arbeiten und schätzen diese Möglichkeit sehr. Andere wiederum freuen sich schon drauf, wieder zu einhundert Prozent im Büro sein zu dürfen. Homeoffice wird nach der Pandemie bleiben. Wichtig ist je nach Aufgabe, Anforderungen und persönlichen Möglichkeiten das richtige Maß zu finden. SWIETELSKY lebt auch von den informellen Kontakten zu den Kollegen, z.B. bei Pausengesprächen. Nur wenn wir uns persönlich begegnen und austauschen, entstehen tragfähige Arbeitsbeziehungen sowie Verbundenheit mit den Menschen und dem Unternehmen.

  Albert Nagy

Redaktion

Albert Nagy

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