Swietelsky AG
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Nachhaltige Fahrsicherheit

23.02.2021, Lesezeit 7 Minuten
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Nach neun Monaten Bauzeit öffnete das Experience Center in Saalfelden seine Pforten. Bei der Realisierung setzte die ÖAMTC-Fahrtechnik auf vielseitige Nutzungsmöglichkeiten und Umweltschutz.

Das Areal nahe der deutschen Grenze stellt der Fahrzeugindustrie, dem Handel und der Motorsportszene auf knapp 50 000 Quadratmetern zusätzliche Flächen für Events und Tests bereit. In fußläufiger Nachbarschaft zum ÖAMTC-Fahrtechnik-Zentrum sowie dem weltbekannten Hotel „Gut Brandlhof“ gelegen, bietet das Gelände mit seiner einzigartigen Infrastruktur die optimalen Bedingungen für Fahrzeugpräsentationen, Reifentests und Incentives. Die 1,5 Kilometer lange Handlingstrecke ist mit den typischen Begrenzungen für Rennstrecken, so genannten Curbs, und verschiedenen Steigungen auch für Fahrten im Hochgeschwindigkeitsbereich bestens ausgerüstet. Zwei Fahrtechnikpisten mit Gleitbelägen, eine 2500 Quadratmeter große Präsentationsfläche sowie die modernsten Bewässerungsanlagen, Kreuzungselemente und Gefällestrecken mit bis zu elf Prozent runden das Gelände ab.

Langer Atem bis ins Ziel

Die Investitionssumme betrug fünfeinhalb Millionen Euro. Für die Realisierung beauftragte man zum größten Teil heimische Firmen, darunter die Swietelsky AG am Standort in Zell am See. Für das Team von Bereichsleiter Erwin Daxer ging es dabei unter anderem um die Asphaltierung von 20 000 Quadratmeter Fläche. Circa 80 000 Kubikmeter Erde wurden bewegt. Zudem wurden 185 Stück Bewässerungssprinkler verbaut, wofür drei Kilometer Wasserleitungsnetz hergestellt wurden. Zentrumsleiter Manfred Pfeiffenberger: „Nach zwei Jahren Planungsphase, Flächenumwidmungsverfahren und einer intensiven Bauphase konnten wir nun endlich die Schranken unseres neuen Experience Centers öffnen und der Branche weitere Strecken für umfangreiche Fahrertrainings und Veranstaltungen bieten. Mit unserem Projekt in Saalfelden positionieren wir die ÖAMTCFahrtechnik auf globalem Parkett.“

Respekt vor Natur und Region

Die Fläche, auf dem das Experience Center Saalfelden erbaut worden ist, wurde in den 1960er-Jahren als Klärschlammabsatzbecken der umliegenden Kiesgrube und jahrzehntelang als landwirtschaftliche Intensivwiese genutzt. Zentrumsleiter Manfred Pfeiffenberger auf die Frage, wie es bei dem Projekt um den Naturschutz bestellt ist: „Wir haben Respekt vor der Natur, ihren Ressourcen und den Menschen in der Region, weswegen wir auf viele Naturschutzmaßnahmen bei der Errichtung geachtet haben.“ Die Bauarbeiten für die Ausgleichsmaßnahmen erfolgten von März bis September 2020 unter Aufsicht des Instituts für Ökologie Salzburg und unter Wahrung strenger Auflagen. „Wir haben auf 22 800 Quadratmetern unter anderem Hochstaudenfeuchtwiesen, Blumenwiesen, Tümpelketten sowie fünf Stillgewässer angelegt. Weiters wurden ein 700 Laufmeter umspannendes Amphibienleitsystem erbaut und der Wildwechselkorridor in seinem Ursprung erhalten“, erklärt Pfeiffenberger. Als Abgrenzung für das Experience Center dienen 320 verschiedene Wildgehölze, unter anderem Berberitze, Heimbuche, Hartriegel, wolliger Schneeball, gemeiner Schneeball, Haselnuss und Kreuzdorn. „Uns war wichtig, für eine wesentliche Verbesserung des Landschaftsbildes und Naturhaushaltes zu sorgen“, betont Pfeiffenberger.

 

ÖAMTC-Zentrumsleiter Manfred Pfeiffenberger im Interview:

„Jeder Meter eine Freude“

Manfred Pfeiffenberger, Zentrumsleiter des ÖAMTC Fahrtechnik Zentrums in Saalfelden und Leiter des Experience Centers, ist Herr über eine der wenigen Strecken Österreichs, die mit 200 Stundenkilometern ganz legal befahren werden dürfen.

Welche „Experience“ bringen Sie persönlich als Zentrumsleiter mit?

Seit Jugendtagen bin ich dem Motorsport verbunden. Zunächst im Kart unterwegs, bin ich später professionell im Rallyesport tätig gewesen. Rund um meine Bundesheerzeit mit etwa 19 Jahren hat es mich zur Fahrtechnik des ÖAMTC verschlagen. Dort bin ich vom Geländetechniker bis zu meiner jetzigen Funktion als Zentrumsleiter großgeworden. Für mich war es sehr spannend, die gesamte Entwicklung des Standortes Saalfelden zu begleiten. Mein letzter großer Schritt war der Bau des Experience Centers gemeinsam mit SWIETELSKY.

Wie oft wird so ein Großprojekt von ÖAMTC realisiert?

Die Weiterentwicklung unserer Produkte sowie Instandhaltung passieren laufend, aber eine so große Investition ist außergewöhnlich. Den Standort Saalfelden gibt es bereits seit 1989, umso mehr freut es mich, dass wir hier nun diese moderne Erweiterung umsetzen konnten.

Was macht die Anlage in Saalfelden aus?

Von der gesamten Infrastruktur eines Vier-Sterne-Superior-Hotels, über Eisflächen im Winter bis hin zu einem Fahrtechnikzentrum und nun auch dem Experience Center sind wir nicht nur österreichweit, sondern auch in Europa einzigartig.

Was ist Ihre ganz persönliche Lieblingsanwendung im neuen Experience Center?

Das Projekt ist absolut einzigartig in Bezug auf das Tempo. Erstmalig haben Autofans die Möglichkeit, im hohen Geschwindigkeitsbereich zu üben. Speziell sind die Topografien, die massiven Höhenunterschiede der Strecke. So hat jede Kurve verschiedene Höhen. Auch Querneigungen wurden eingebaut. Das war eine echte Herausforderung in der Planung, aber auch in der Umsetzung. Genau das macht diese Strecke so attraktiv.

Wie haben Sie sich dieser Herausforderung gestellt?

Die Planung haben wir gemeinsam mit der Familie Wurz (Anm. d. Red.: Rennfahrer Alexander Wurz mit Vater Franz) gemeistert. Die Umsetzung ist mit SWIETELSKY erfolgt. Wir hatten sehr hohe Naturschutzauflagen, die wir mit umfangreichen Ausgleichsmaßnahmen ins Lot gebracht haben. Und auch das Grundstück war ursprünglich ein Schlemmteich, was uns hinsichtlich des Unterbaus forderte. Mit dem Profi SWIETELSKY an unserer Seite waren aber schnell nachhaltige Lösungen gefunden.

Was muss eine Strecke am neuesten Stand können?

Wir haben dieses Projekt für die Zukunft gebaut. Wir richten uns damit an die Zielgruppe der Fahrzeug- und Reifenerprobungen, Autotests. Wir haben bewusst die Fahrbahn etwas breiter gestaltet, um mehr Spielraum im Bereich der Sicherheit zu haben. Unter anderem wurden Gleitflächen verbaut, die eine Schneefahrbahn simulieren. So können auch im Sommer Erprobungen für winterliche Fahrbedingungen durchgeführt werden. Stolz bin ich auf die neueste Technologie hinsichtlich der Bewässerung. Damit können wir innerhalb von wenigen Minuten die gesamte Strecke bewässern. Für die Elektronik und Messsysteme wurde das Neueste vom Neuen eingebaut. Laut derzeitigem Stand gibt es nichts Moderneres als unsere Strecke.

Inwiefern haben sich die Autotests im Laufe der Zeit verändert?

Moderne Autos sind heutzutage umfangreich mit Assistenzsystemen basisausgestattet. Unsere Strecke bietet eine sehr, sehr lange Gerade. Auf dieser können wir unseren Kunden in einem sehr sicheren Bereich das Thema Lane Assist (Anm. d. Red.: Spurhalteassistent) erklären. Auch für die Erprobung des Notbremsassistenten haben wir eigene Hindernisse aus Kunststoff, die das Fahrzeug selbstständig herunterbremsen lassen.

Welche Rolle spielt die E-Mobilität am Standort Saalfelden?

Wir ermöglichen Reichweitentests und sind auch für das Thema E-Mobilität voll ausgerüstet. Dazu gehört natürlich eine Schnellladestation.

Wer nutzt die neue Strecke?

Sehr sportive Fahrer mit einem stark motorisierten Auto etwa und jene, die Drifttrainings absolvieren wollen. Hinzu kommt die gesamte Reifenindustrie für Reifenerprobungen. Eine weitere sehr große Zielgruppe sind Hersteller im Rahmen von Fahrzeugpräsentationen und Neuvorstellungen. Man muss aber nicht gleich Sportfahrzeugbesitzer sein, um innerhalb eines Coachings Erfahrung mit hoher Geschwindigkeit zu machen. Bei uns ist jeder willkommen!

Welche „Experience“ nehmen Sie aus diesem Projekt mit?

Vom Bauleiter abwärts hatte ich es mit einer sehr engagierten SWIETELSKY-Truppe zu tun. Und das trotz widrigster Bedingungen im Frühjahr! In der Bauphase haben wir auch Pläne angepasst – das Fräsen der Curbs verworfen und in der Praxis anders umgesetzt. Gemeinsam haben wir ein großartiges Projekt geschaffen, das in Wahrheit noch schöner geworden ist, als wir uns erhofft hatten. Vom Tiefbau- bis zum Asphaltiertrupp waren alle Beteiligten sehr ambitioniert und professionell. Über die Zeit sind dank des sehr wertschätzenden Verhältnisses beinahe Freundschaften entstanden.

FAKTEN ZUM EXPERIENCE CENTER
  • 50 000 m² onroad
  • 1,44 km Handlingkurs mit Curbs
  • gerade Gleitfläche mit Hindernissen
  • Gleitfläche vor Kurvenfahrt
  • landstraßenähnliche Strecken
  • Gleitfläche für Kurven und Driftfahrten
  • großzügige Dynamikfläche
  • Bodenmarkierungen
  • modernste Bewässerungsanlagen
  • Steigung und Gefällestrecken bis zu 11 %
  • Seehöhe: 695 m
  • zwei Fahrtechnikpisten mit Gleitbelägen
  • eine Präsentationsfläche mit über 2500 m²
 Mag. (FH) Isabella  Schöndorfer

Redaktion

Mag. (FH) Isabella Schöndorfer

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