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Verkehrsmittel im Umwelt-, Zeit- und Kostenvergleich

19.10.2020, Lesezeit 3 Minuten
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Mit welchem Verkehrsmittel kann man die größte Menge CO2, die meiste Zeit und das meiste Geld einsparen? Eine komplizierte und nicht immer faire Rechnung.

Mit dem Fahrrad ist man auf Kurzstrecken unschlagbar schnell unterwegs, kommt damit aber nur schwer bis New York, in der Bahn hat man Zeit zum Lesen, muss sich aber bei der Reisegestaltung an Fahrpläne halten, mit dem Auto kann man zwar jederzeit losfahren, muss sich dann aber mit Parkplatzsuche, Staus und Reparaturen herumärgern. Aber wie schneiden die Verkehrsmittel im direkten Vergleich ab?

Beginnen wir mit dem Faktor Umwelt. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) – laut Selbstverständnis ein verbraucherorientierter Umweltverband – meint, dass es zunächst wichtig sei, den Auslastungsgrad zu berücksichtigen, da sich mit zunehmender Besetzung des Fahrzeugs die CO2-Bilanz pro Person verbessert. Tut man das, kommt man zu dem Schluss, dass wegen der hohen Auslastung der Reisebus im Umweltvergleich sogar besser abschneidet als die Bahn und die Fahrt in einem voll besetzten Pkw klimaverträglicher sein kann als in der Bahn. Die öffentlichen Verkehrsmittel verkehren jedoch ohnehin nach Fahrplan. Jede Strecke, die alternativ zum Pkw mit Bus und Bahn zurückgelegt wird, reduziert daher den CO2-Ausstoß. Die Klimawirksamkeit des Flugverkehrs sei mindestens dreimal höher, als der Treibstoffverbrauch es nahegelegt, meint der VCD. Das liege daran, dass Flugzeuge ihre Emissionen in Höhen ausstoßen, in denen sie größere Schäden anrichten als gleiche Mengen am Boden.

Letztlich seien Bus und Bahn in ihrer Klimabilanz dem Auto und dem Inlandsflieger überlegen. Man kann davon ausgehen, dass sich dieser Vorsprung in den kommenden Jahren vergrößert, da der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien steigt. Die Bahn fährt nämlich im Fernverkehr vollständig elektrisch, während die Elektromobilität bei den Pkws zuletzt immer noch bei einem vernachlässigbaren Anteil lag, selbst wenn man Hybriddfahrzeuge berücksichtigt. Die Besteuerung der Emissionen erfolgt außerdem höchst unterschiedlich. Aufgrund ihres Betriebs mit Strom wird die Bahn nicht dem Verkehrs-, sondern dem Energiesektor zugerechnet. Dieser nimmt am Handel mit Emissionsrechten der EU teil. Aktueller Preis für eine Tonne CO2: rund 25 Euro. Bahnunternehmen legen diese Kosten auf die Ticketpreise um. Auch der europäische Flugverkehr nimmt am Emissionsrechtehandel teil, muss sich jedoch nur für fünfzehn Prozent seines Treibhausgasausstoßes Emissionsrechte beschaffen.

Die Besteuerung des CO2-Ausstoßes im Straßenverkehr erfolgt über Steuern im Zuge der Anschaffung und auf den Treibstoff. Sie ist europaweit unterschiedlich geregelt. In Österreich zahlt man ab Oktober 2020 im Rahmen der motorbezogenen Steuer nicht nur die Leistung des Verbrennungsmotors (in kW), sondern auch den CO2-Ausstoß (g/km). Der ÖAMTC sieht das kritisch und hat berechnet, dass bereits davor für jeden Konsumenten umgerechnet eine Steuer von 163 bis 225 Euro je ausgestoßener Tonne CO2 im Rahmen der Mineralölsteuer fällig war. Dringenden Handlungsbedarf sehe man eher bei industriellen CO2-Verursachern, die dem europäischen Emissionshandel unterliegen – und gleichzeitig für über 36 Prozent der Emissionen in Österreich verantwortlich seien, kritisierte Bernhard Wiesinger, Chef der ÖAMTC-Interessenvertretung. Dagegen sprechen allerdings legitime Standortinteressen.

Kommen wir zum Faktor Zeit. Die Dauer einer Fahrt ist mehr als die reine Reisezeit. Im Nahverkehr ist das Fahrrad unschlagbar schnell, bei einer Entfernung bis zu fünf Kilometern hängt es alle anderen Verkehrsmittel ab. Im Fernverkehr ist das Flugzeug nicht zwangsläufig das schnellste Verkehrsmittel: Transfers von und zum Flughafen, Check-in, Sicherheitskontrollen und das Warten aufs Gepäck verlängern die Reisezeit beträchtlich.

Im Hinblick auf die Kosten ist gerade Autofahren teurer, als viele denken. Zu berücksichtigen sind Wertverlust, die Betriebskosten, sonstige Fixkosten und die Kosten für Wartung und Reparatur. Auch Fliegen hat seinen Preis. Wenn man die versteckten Kosten für Gepäckmitnahme, Sitzplatzreservierung, Abfertigungs- oder Buchungsgebühren sowie Steuern hinzurechnet, sind Billigflieger nicht mehr so billig. Die Bahn hingegen ist günstiger als ihr Image. Mit diversen Vorteilsangeboten kann der Normalpreis deutlich reduziert werden.

Den wahren Umwelt-, Kosten- und Zeitfaktoren kann man sich also nur mühsam annähern. Der VCD hat dennoch die Reisezeiten, die Kosten und den CO2-Ausstoß der verschiedenen Verkehrsmittel exemplarisch berechnet. Sehen Sie dazu die beiden Grafiken.

 Mag. Clemens Kukacka

Redaktion

Mag. Clemens Kukacka

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