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Spektakulärer Turmbau zu Wien

19.10.2020, Lesezeit 6 Minuten
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Mit dem Single-Crane-Konzept und innovativer Baustellenlogistik wächst der AUSTRO TOWER in den Immobilienhimmel. Mit seinem Entwickler Erwin Soravia haben wir am Telefon über Hirnschmalz, ein Riesenkonjunkturpaket und die alterslose Freude an der Hacke gesprochen.

Eineinhalb Jahre Bauzeit bis zum Erdgeschoss deuten auf ein mutiges Unterfangen hin. Doch die umfangreichen Erdarbeiten mit den aufwendigen Schlitzwänden und der komplexen Deckelbauweise haben sich gelohnt: Der Sockel ist fertiggestellt, das junge Leitungsteam – Durchschnittsalter 27,5 Jahre – zieht alle sechs Tage ein Regelgeschoss hoch, vor Corona schafften sie es sogar in fünf. Das Erfolgsrezept ist innovative Bautechnik, die branchenweit neue Standards setzt. Das Großbauvorhaben kommt mit einem Kran aus, der samt dem für die Innenarbeiten nötigen Windschild das Hochhaus hinaufklettert. Bauleiter Konrad Baumhauer (31): „Bis 17 Uhr bauen wir mit dem Kran den Rohbau, dann übernimmt der Fassadenbauer, der die zweischalige äußere Gebäudehülle aus Elementglas – immerhin mit einer Bausumme von 25 Millionen Euro – in der Nacht hochzieht. Das zeigt uns, dass eine vernünftige Logistik und ein innovatives Konzept zu einem guten Ergebnis führen.“

Beton aus der Pumpe

Zusätzlich kommt eine leistungsstarke stationäre Betonpumpe zum Einsatz. Baumhauer: „Der Vorteil dieser Arbeitsweise liegt auf der Hand: Ab etwa einhundert Meter Höhe braucht ein konventioneller Krankübelhub mit Laden und Entladen von zwei Kubikmetern Beton rund zehn Minuten. Bei uns wird der Beton gleich raufgepumpt und ist fast zeitgleich in den oberen Etagen, wo er sofort verarbeitet werden kann.“

Kaum „Coronaverspätung“

Der Einfallsreichtum bei der Bewältigung der baulichen und gesundheitlichen Herausforderungen führt dazu, dass sich der momentan in der Branche gefürchtete Verzug aufgrund der coronabedingten Einschränkungen in engen Grenzen hält. Auf einige erfahrene Mitarbeiter aus dem Ausland musste Baumhauer letztlich schweren Herzens verzichten, auf dem Turmrohbau kann nicht die gewohnte Anzahl kundiger Hände eingesetzt werden. Trotzdem wird der Zeitplan eingehalten, versichert Baumhauer nicht ohne Stolz: „Die Dachgleiche erreichen wir Ende 2020, die Übergabe ist Ende 2021. Dann wird der AUSTRO TOWER das fünfthöchste Hochhaus Österreichs sein.“

In bester Gesellschaft

SWIETELSKYs Turmbau zu Wien befindet sich in bester Gesellschaft: Der AUSTRO TOWER liegt zwischen den Wohntürmen des TrIIIple und dem neuen Business District TownTown und wird der höchste Turm des SORAVIA-Areals mit bester Verkehrsanbindung durch A4 und U3. Ende 2021 übernimmt die deutsche Deka Immobilien Investment GmbH den Büroturm, der dann bereits vollvermietet sein wird: 85 Prozent der 28 000 Quadratmeter Büroflächen werden zu den neuen Headquarters der Flugsicherungsbehörde Austro Control und des Autobahnbetreibers Asfinag. Die restlichen Flächen wird SORAVIA als neue Unternehmenszentrale beziehen. Ein Konferenzzentrum mit Restaurant und Café runden den neuen Standort ab.

Innovative Architektur

Der Architekturwettbewerb wurde ursprünglich von der Austro Control ausgeschrieben. Durchgesetzt hat sich die ARGE AZPML und SHARE Architects. Der Entwurf zielte darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen unverwechselbarer Identität des Komplexes und Nutzungsflexibiltät herzustellen. Es wurde eine Lösung gefunden, bei der sich Ausdruck und Betriebseffizienz gegenseitig verstärken: Die Form des Turms wurde als Tragflächenprofil konzipiert, um den Einfluss des Windes auf die Struktur und den Abwind zu minimieren. Der Grundriss des Turms nimmt eine Rautenform an, um den vorherrschenden Windrichtungen in der Region zu folgen. Nach der Diagnose des Siegerprojekts haben Meteorologen der Firma Weatherpark GmbH Windschutzmaßnahmen entwickelt. Ziel der Windkomfortstudie war es unter anderem, den Benutzern des Terrassencafés, des Haupteingangs und des Weges zur UBahn den größten Teil des Jahres einen angenehmen Windkomfort zu bieten.

 

INTERVIEW:

Mag. Erwin Soravia, SORAVIA Equity GmbH

Herr Soravia, warum haben Sie SWIETELSKY als Partner für die Errichtung ausgewählt?

Die Teams von SWIETELSKY und SORAVIA haben hier gemeinsam ihr Hirnschmalz verwendet, um die beste Projektabwicklung zustande zu bringen. SWIETELSKY hat einige interessante Innovationen eingebracht, wie den schnelleren Kran oder die Betonpumpe, deshalb haben wir uns schon in der Phase null zusammengetan.

Die Vereinigung österreichischer Projektentwickler (VÖPE), deren Präsident Sie sind, hat kürzlich vor einem coronabedingten Rückstau bei Baugenehmigungen durch die Behörden gewarnt. Können Sie schon Entwarnung geben?

Wir versuchen, die Situation positiv zu beeinflussen. Die Behörden sagen, sie bemühen sich – was wir auch glauben. Aber unser Ansatz ist ein anderer: Welche Projekte liegen am Tisch, die man jetzt forcieren könnte, um sie als Konjunkturmotor zu nutzen? Ich verstehe zum Beispiel nicht, warum die U-Bahn vom Matzleinsdorfer Platz hinaus zum Wienerberg noch nicht fixiert worden ist. Man müsste sie vorziehen, dann könnte man jetzt mit den Widmungen am Wienerberg beginnen. Und so gibt es in ganz Österreich viele Beispiele, wo man mit null Mehraufwand nur mit zeitlicher Beschleunigung ein Riesenkonjunkturpaket zimmern könnte, von dem ganz Österreich profitieren würde.

Im „Standard“ war kürzlich zu lesen: „Homeoffice macht London zur Geisterstadt“. Welche Auswirkungen auf Büroimmobilien erwarten Sie aus diesem Trend?

Gar keine bei uns. Aus drei Gründen: Wegen Corona werden die Großraumbüros wieder weniger, Sie brauchen also mehr Platz. Zweitens wird die Gewerkschaft – zu Recht – sagen, wenn ihr Kosten verlagert, dann zahlt sie bitte auch. Und drittens ist das vielleicht ein Thema in London, wo ich 80 oder 100 Euro Büromiete pro Quadratmeter zahle, und nicht in Wien mit Mieten zwischen 15 und 18 Euro. Da ist das ja kein Riesenkostenanteil. Und noch ein Punkt: Wann würden denn Sie gerne zuhause arbeiten? Montag und Freitag?

Das würde sich anbieten …

Sehen Sie, dann sind Sie einer von 95 Prozent, und daher spare ich mir auch nicht wirklich Büroplatz. Heimarbeit, finde ich, ist an sich ein irrsinniger Vorteil hinsichtlich der Produktivität, auch ein Luxus, weil man vielleicht manche Sachen zuhause besser erledigen kann. Dass eine gewisse Dynamisierung im Büro stattfindet, glaube ich aber jedenfalls.

Ihren neuen Firmensitz im AUSTRO TOWER haben Sie aber deshalb nicht kleiner geplant?

(S. schmunzelt) Nein, eher größer. Wir wollen’s uns gemütlich machen.

Apropos gemütlich: Die benachbarten Wohnhochhäuser TrIIIple bieten ein ganzes Lifestyle-Paket vom Rooftop- Pool über Event-Küchen bis zu Restaurants, einer Bibliothek und einem Kindergarten. Ein Blick in die Zukunft urbanen Wohnens?

Das ist im Grunde genommen das Dorf in der Stadt: Alle Qualitäten einer sozialen Kommune mit den Stärken einer Großstadt zu verbinden.

Etwas Persönliches zum Abschluss: Sie sind in Spittal an der Drau geboren, in Kärnten aufgewachsen. Heute entwickeln Sie ganze Stadtteile in Wien, auf einem 53 Meter langen Aluminiumflügel über der Albertina prangt Ihr Name, schon 2013 haben Sie das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien erhalten. Wie machen Sie das?

(S. denkt kurz nach) Freude an der Arbeit, Punkt. Das macht einfach Spaß. Ich bin nicht supergscheit, nicht superfleißig, vielleicht habe ich eine gewisse Neugier.

Ich schmunzle, weil die allermeisten, die auch nicht so fleißig und so klug und ein bissl neugierig sind, werden sicher niemals in Ihre Position kommen.

(S. denkt kurz nach) Das Kernthema ist doch immer: Wie transportieren Sie der nächsten Generation, dass Leistungserbringung mehr wert ist, als Leistung zu empfangen? Und diese Frage stellt sich bei Kindern, bei Mitarbeitern, bei allem eigentlich. Drei Dinge, die wir alle verlernen oder zu wenig machen: erstens wirklich Freude an der Hacke zu haben. Deswegen finde ich das auch so schrecklich, wenn ich höre: Ich freu mich schon auf die Pension – das ist ja ein Wahnsinn! Zweitens gibt es bei uns zu wenig Modelle, in denen man nach 65 auch noch sinnvoll arbeiten kann, bei uns gibt’s nur hopp oder dropp. Und drittens diese Saturiertheit, wenn ab 50 alle sagen: „Das habe ich nicht mehr notwendig, das brauche ich nicht mehr!“ Das ist der Tod unserer Gesellschaft!

  Peter  Schöndorfer

Redaktion

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 Ing.  Johann Horvath, MA

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 Ing.  Andreas  Lichtenwagner, MBA

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