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Dem großen Druck gewachsen

23.02.2021, Lesezeit 5 Minuten
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Unterirdisch entsteht in Wien eines der bedeutendsten Öffi-Projekte Österreichs. Weil die Stadt im Jahr 2030 mit rund zwei Millionen Einwohnern rechnet, erweitert sie ihr U-Bahn-Netz. Dabei überzeugt SWIETELSKY mit innovativer Tiefbautechnik, die enormen Kräften standhält.

Im Endausbau sollen elf neue Stationen schnellere Verbindungen und Platz für zusätzliche Fahrgäste schaffen. Die Wiener Linien sprechen „vom größten Umweltschutzprojekt der Bundeshauptstadt“, denn jeder Euro, der in den Ausbau von leistungsstarken und attraktiven Öffis fließt, schaffe eine Alternative zum privaten Auto und reduziere die globalen CO2-Emissionen. SWIETELSKY-Vorstandsvorsitzender Karl Weidlinger freut sich, dass sein Unternehmen „mit Erfahrung und Kompetenz im Tiefbau zu Klimaschutz und einer lebenswerten Umgebung beitragen kann“.

Die neuen Verbindungen

Die bestehende U2-Strecke zwischen Karlsplatz und Rathaus wird zur U5 umgebaut und vorerst bis zum Frankhplatz, wo die erste neue Station entsteht, verlängert. Von der U5 Frankhplatz sind künftig eine Reihe von Straßenbahnlinien einfach zu erreichen. Mit der zweiten Baustufe wird von hier aus weiter in Richtung Arne-Karlsson-Park, Michelbeuern-AKH und Elterleinplatz gegraben. Die neue U5 wird die erste Wiener Linie mit vollautomatischem Betrieb.

Ab dem Schottentor bekommt die U2 einen neuen Streckentunnel. Von hier soll die Linie zur Station U2xU5 Rathaus, dann zur U2xU3 Neubaugasse, U2xU4 Pilgramgasse, U2 Reinprechtsdorfer Straße und schließlich zur U2xS-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz führen. Die neuen Knotenstationen ermöglichen ein schnelleres Umsteigen zu anderen Linien und sorgen für eine bessere Fahrgastverteilung im gesamten Netz. Vor allem das innerstädtische Öffi-Netz wird dadurch stark entlastet.

Unter Druck von allen Seiten

Seit 2018 führte SWIETELSKY Vorarbeiten beim Matzleinsdorfer Platz durch. Es galt, Fundamente zu verstärken, Häuser zu ertüchtigen und Leitungen zu verlegen. Nachdem schließlich ein Vorunternehmer beim geplanten Schacht Triester Straße die Schlitzwände eingebracht hat, gräbt sich das SWIETELSKY Team von Herbert Weier, Filialleiter Ingenieurtiefbau, dort in Etappen über 32 Meter in die Tiefe. Etage für Etage wird von oben nach unten abgegraben und mit Stahlbetondecken ausgesteift, das Erdreich in Mulden mittels Kran nach oben gehoben und in schnellem Takt abtransportiert. Im Inneren sorgen neun Brunnen für das kontinuierliche Absenken des Grundwasserspiegels, außen befreien 23 Brunnen die Betonkonstruktion, die ohnehin schon einem gewaltigen Druck des Erdreiches standhalten muss, vom zusätzlichen Wasserdruck.

Innovative Hydrauliksteifen

Damit der Schacht während der Tiefbauarbeiten nicht nach innen zusammenbricht, müssten nach konventioneller Bauweise Stahlbetonaussteifungen zwischen die Wände gespannt werden, und zwar genau eine Etage über dem in 32 Meter Tiefe liegenden Endaushubniveau. Weil in dieser Höhenlage aber zukünftig auch die mächtigen Stationsröhren liegen und die Stahlbetonaussteifungen deswegen wieder abgebrochen werden müssten, haben sich die Ingenieure von SWIETELSKY eines innovativen Konzeptes aus Großbritannien bedient. Um die Baugrube zu sichern, mietete man beim Hersteller Groundforce sogenannte Hydrauliksteifen, die aus einer Reihe von zusammengeschraubten Stahlrohren mit einer Hydraulikeinheit an einem Ende bestehen. Sie ermöglichen eine Feineinstellung der Länge über einen Meter. Die Modularität des Systems sowie die hydraulische Verstellbarkeit schaffen im Vergleich zu herkömmlichen Verbausystemen einen bemerkenswerten Zeit- und Kostenvorteil. Eine Herausforderung, die es dennoch zu überwinden galt, lag in der Schachtbreite von 32 Metern. Damit die modular verbundenen Rohre über diese enorme Distanz der Schwerkraft standhalten, wurden sie zusätzlich in der Mitte auf Stahlträger gelegt, die zwischen Schlitzwandmittelstützen gespannt sind. Weil diese temporären und provisorischen Stützen im Vergleich zu den Außenwänden der Baugrube allerdings nicht maßhaltig sind, kann das nur gelingen, weil auch dort millimetergenau hydraulisch höhenverstellt wird. SWIETELSKY-Bereichsleiter Wolfgang Friedl, der seit 1991 bei vielen bedeutenden U-Bahn-Bauprojekten in Wien führend mitgewirkt hat, zeigt sich begeistert: „Bei unserem Konzept, diese Hydrauliksteifen über die Distanz von über dreißig Metern anwendbar zu machen, handelt es sich um eine maßgeschneiderte technische Lösung, die preisverdächtig ist. Wir denken auch daran, sie für die Forschungsförderung einzureichen.“ Sie biete entscheidende Vorteile im Hinblick auf Bauzeit und statische Sicherheit. Außerdem sei sie auch ökologisch wertvoll, „weil alle Teile wiederverwendbar sind im Gegensatz zu konventionellen Methoden, die beim Abbruch sehr viel Schutt erzeugen“, ergänzt SWIETELSKY-Bauleiter Lukas Schwalm.

Die nächsten Etappen

Nach Fertigstellung der Rohbauarbeiten beim Schacht Triester Straße geht es für das Team weiter zum nächsten Abschnitt. Im Rahmen der Arge U2xU5 Rathaus/Frankhplatz ist man mit der Errichtung von insgesamt über zwei Kilometern Tunnelstrecke und der Herstellung zahlreicher Schachtkonstruktionen beauftragt. Inklusive der Vorarbeiten beim Matzleinsdorfer Platz geht es allein für SWIETELSKY beim aktuellen Wiener U-Bahn-Projekt um ein Auftragsvolumen von 92 Millionen Euro. Zuerst werden in sämtlichen Stationsbereichen die Schächte im Rohbau hergestellt. Nach deren Errichtung sollen die Tunnelbauwerke, Querverbindungen und Fahrtreppentunnel gegraben und gebaut werden. Ingenieurtiefbau-Filialleiter Herbert Weier freut sich, „mit dem Auftrag eine lange SWIETELSKY-Tradition im U-Bahnbau fortschreiben“ zu können. 2026 soll die U5 und 2028 die U2 für den Verkehr freigegeben werden.

 Mag. Clemens Kukacka

Redaktion

Mag. Clemens Kukacka

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